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Fisch und Vogel

Kormorane – wachsende Bestände am Greifensee

Wer am Ufer des Greifensees spaziert, dem fallen derzeit die vielen Kormorane auf, die auf den Bäumen sitzen – fast etwas unheimlich. Ihre Zahl nimmt beständig zu.

Jahr für Jahr werden an die 1000 Kormoran-Exemplare gezählt am Greifensee. Hier legen die Vögel auf ihrem Weg vom Norden in den warmen Süden einen Zwischenstopp ein. Hier finden sie nahrungsreiche Gewässer. 

«Ich war selber am Wochenende am See und habe mich über die grosse Anzahl Kormorane gefreut», erzählt uns Michael Gerber, Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins Maur-Zumikon auf Anfrage. Der Kormoran habe seinen Namen aus einer Verschmelzung der lateinischen Worte Corvus für Krähe und Moran, einer Abwandlung für Mare, also für das Meer. Der Kormoran sei wegen seiner schwarzen Grundfarbe also als «Meereskrähe» benannt worden. 

Exzessiv verfolgt

Gelegentlich heisst es, Fischer hätten so gar keine Freude an den Kormoranen, da die stattlichen Vögel selbst grosse Mengen an Fischen verzehren und die Bestände reduzieren. Die vielen Kormorane lösen ausserdem, ähnlich wie die Krähen, bei manchen Menschen ein hitchcockartiges Unwohlsein aus. «Dies wird aber diesem in vielerlei Hinsicht spektakulären Vogel absolut nicht gerecht», sagt Gerber verteidigend. Der Kormoran sei ein einheimischer Vogel. Als Futterkonkurrent sei er exzessiv verfolgt worden und als Brutvogel in Mitteleuropa lange Zeit verschwunden. «In jüngerer Zeit konnten sich durch verbesserte Schutzbestimmung seine Bestände in ganz Europa erholen.» 

Im Winterhalbjahr machen sich die Vögel aus nordosteuropäischen Gebieten in südlichere Gefilde auf. Einige fliegen dann noch weiter und bleiben nur kurz. Ein Teil überwintert auch bei uns. «Einige brüten bekanntlich am Aaspitz vorne in der dortigen Kolonie», weiss Gerber. 

Gemäss Angaben der Greifensee-Stiftung waren es im Jahr 2016 rund 60 Brutpaare, 2019 bereits 70 Paare, die am Aaspitz brüteten. Dazu kamen 20 neue, die man letztes Jahr nahe Uessikon beim Spori gezählt habe. 

Feind der Fischer?

Was hat dies für Auswirkungen auf den Fischbestand im Greifensee? Laut Angaben von Frank Auderset von der Greifensee-Stiftung gebe es genug Fische im Greifensee für alle, auch die menschlichen Fischer kämen also nicht zu kurz. Ähnlich klingt es bei den Greifensee-Rangern: «Wäre die Nahrung oder der Lebensraum knapp für die Kormorane, würden sie weiterziehen an den Pfäffikersee oder den Zürichsee.»

Eine allfällige Regulierung der Bestände dieser Wintergäste wäre aus Sicht von Michael Gerber eine «sehr unschöne Sache». Denn schliesslich, meint Gerber, «sind das Brutvögel in anderen Ländern. Und dort geniessen sie einen Schutzstatus.» 

Text: Dörte Welti

Manchen Menschen sind die vielen Kormorane etwas unheimlich.             Bild: zVg