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Ein Anwesen für den Tierschutz für einen allzu hohen Preis

Noch unverkauft: Liegenschaft von Alice und Hans Weinmann beim Aschbach

Seit mehr als einem Jahr ist eine stattliche Liegenschaft beim Maurmer Weiler Aschbach verwaist. Ihre einstigen Besitzer liebten Tiere und bestimmten, dass ihr Erbe in eine eigens gegründete Tierschutz-Stiftung eingebracht werden soll. Die zuständigen Nachlassverwalter scheinen nun aber recht wenig Interesse an einem baldigen Verkauf der Liegenschaft zu haben. 

Alice und Hans Weinmann besassen beim Maurmer Aschbach ein Anwesen mit grossem Park. Hans Weinmann hatte einige Fortüne im Autogewerbe und schaffte es so zu Wohlstand. Zusammen mit seiner Frau Alice verschenkte er zeitlebens ein grosses Herz an notleidende Tiere. Das Ehepaar entschloss sich deshalb auch, kinderlos geblieben, sein Erbe dereinst ganz dem Tierwohl zu stiften. Sie gründeten die Stiftung «A. und H. Weinmann-Frey». Als deren Zweck wurde Folgendes definiert: «Die Stiftung bezweckt, Tieren, die ausgesetzt wurden oder unter schlechten Bedingungen gehalten werden, eine geschützte Heimstätte zu verschaffen. In solchen Heimstätten sollen auch Tiere Aufnahme finden können, denen infolge ihres Alters, Krankheiten, ungenügender Nutzleistung oder aus anderen Gründen die Tötung droht. Sie sollen in den Heimstätten ihren Lebensabend verbringen können.» 

Hans Weinmann verstarb dann 2014, seine Frau Anfang 2019. 

«Alles muss weg!» titelte vor gut einem Jahr die «Maurmer Post», als auf dem Anwesen eine Liquidation der Fahrhabe des Paares durchgeführt wurde, die sehr gut besucht war.

Liegenschaft noch unverkauft

Noch nicht weg ist allerdings der grösste Brocken der Hinterlassenschaft: die stattliche Liegenschaft am Maurmer Aschbach samt Parkanlage. Verlassen und einzig noch von einigen Tieren bewohnt, ist diese wohl längst schon zur Beute von Urban Explorers geworden, also jener Spezies, welche in verlassenen Gebäuden fotografische Herausforderungen sucht. 

Lange Zeit war das Anwesen zu einem Preis von 6 Millionen Franken beim Vermarkter 
Remax ausgeschrieben. Laut Angaben von verschiedenen Interessenten ist der Kaufpreis inzwischen auf 5 Millionen Franken gesunken. Kurzfristig war die Liegenschaft auf den einschlägigen Angebotsportalen verschwunden. Jetzt ist sie wieder im Internet ausgeschrieben, vom aktuellen Immovermarkter erhält man allerdings auf Anfrage hin lediglich den Hinweis, man möge sich bei Interesse doch direkt an die Stiftung «Alice und Hans Weinmann-Frey» wenden. 

Viel Interesse – aber zu hoher Preis

Kaufinteressenten für die Liegenschaft gäbe es dabei genug. Nicht alle möchten hier namentlich genannt werden, unter anderem eine Interessentin, die gegenüber der MP meinte: «Für den in der Stiftung umrissenen Zweck ist die Liegenschaft am Aschbach in der Landwirtschafts- und Naturschutzzone bestens prädestiniert. Hier sollte das Lebenswerk der Weinmanns seinen Fortlauf finden!». 

Wie die «Maurmer Post» in Erfahrung bringen konnte, hatte sich auch eine Tierschutz-Gruppierung für die Liegenschaft interessiert. Sie war seit Langem auf der Suche nach einem geeigneten Ort für einen Gnadenhof und wollte das Anwesen ganz im Sinne des Stiftungszwecks weiterbetreiben. Doch der Preis war zu hoch. Die Verkäufer versicherten mehrmals, dass man eine Lösung finden würde, nur um kurz darauf wieder abzusagen. Das Hin und Her dauerte einige Monate und sorgte entsprechend für Unverständnis. Am Ende brachen die Stiftungsräte den Kontakt ganz ab. 

Auch der Zuger Peter Meyer bekundete vor Kurzem Interesse für das Anwesen. Der Unternehmer stellt seit 20 Jahren nachhaltige Schweizer Outdoorbekleidung her und ist auch Ökounternehmer für Biodiversität. Am Aschbach würde er, neben einer Heimstätte für Tiere, eine Gärtnerei für Wildpflanzen für Wildbienen und Schmetterlinge betreiben wollen. «Der Preis ist aber auch für mich zu hoch», gab er gegenüber der «Maurmer Post» an. Mit «futureplanter» betreibt er im Moment eine Stiftung, die in Affoltern auf vom Kanton Zürich zur Verfügung gestellten Land tätig ist.

Angefragte Immospezialisten in der Umgebung von Maur bestätigten auf Anfrage der «Maurmer Post» unisono, dass der angesetzte Verkaufspreis viel zu hoch sei. Die Liegenschaft befindet sich in der Natur- und Landwirtschaftszone, was für Aus- und Umbauten erhebliche Hürden bereithält und darum einen weiteren Interessentenkreis von vornherein praktisch ausschliesst.

Die Weinmanns mit ihrer Tierliebe waren in Maur sehr bekannt. Da das Anwesen seit geraumer Zeit verwaist ist, ist im Dorf nun auch schon die Frage aufgetaucht, ob der Wille der Weinmanns auch wirklich umgesetzt wird und ob die von ihnen betriebene Heimstätte am Aschbach auch zukünftig so genutzt werden wird. Inzwischen leben auf dem Anwesen nur noch ein paar Hühner und ein Pfau, welche gut versorgt werden. 

Der Präsident der Stiftung und zuständig für den Nachlass ist der Bubiker Notar und Friedensrichter Rolf Arni. Er amtet auch als Präsident der Nachfolge-AG von Hans Weinmann. Deren Geschäftszweck wurde 2019 abgeändert auf «Erwerb und Handel mit Liegenschaften».

Auf Nachfrage der «Maurmer Post», wie er gedenke, den Stiftungszweck der Weinmanns nach ihrem Tod umzusetzen, zeigte sich Aerni wortkarg und wollte nicht Auskunft geben. 

Nachträgliche Änderung des Stiftungszwecks

Offenbar wurde auch der Zweck der Stiftung nach dem Tod von Alice Weinmann abgeändert: Sah die frühere Formulierung die Errichtung der Heimstätten zwingend in der Schweiz vor, erlaubt die Neuformulierung nun auch solche im Ausland. Bei der Eidgenössischen Stiftungsaufsicht in Bern ist auch deswegen eine Klage eingereicht worden. Die dort angefragte Pressestelle darf den Sachverhalt aber offenbar weder bestätigen noch dementieren. Der darauf angesprochene Stiftungspräsident Arni meinte dazu nur: «Ja, wir haben Post aus Bern erhalten. Alles läuft rechtens.»

Mehr zu den Hintergründen konnte von uns also nicht in Erfahrung gebracht werden. Die erwähnte Tierschutzorganisation befürchtet, dass eine Verlegung der Heimstätte ins Ausland den ursprünglichen Stiftungsgedanken hintertreiben könnte. Die Interessenten hoffen weiterhin darauf, die Liegenschaft am Aschbach erwerben zu können – idealerweise noch bevor die Liegenschaft baufällig wird und viel Zeit und Geld mit dem Abwarten, der Verwaltung und der Vermarktung vernichtet wird.  

Text: Christoph Lehmann 

Das betreffende Haus befindet sich an bester Lage nahe am Greifensee und mitten im Grünen.                   Bild: Screenshot Google Maps / as

Der Weiler Aschbach befindet sich unterhalb Ebmatingens am Ufer des Greifensees.                  Bild: Screenshot map.search.ch